Austausch zum Thema Wolf

Auf meine Einladung hin hat am gestrigen Nachmittag ein Treffen zum informellen Austausch zum Thema Wolf zwischen dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und vom Wolf betroffenen Landwirten, Schäfern und Weidetierhaltern im Historischen Kornspeicher in Freiburg/Elbe stattgefunden.

Seit 2011 sind die ersten Wölfe in Niedersachsen wieder heimisch – in derzeit 49 Territorien leben 44 Rudel, ein Paar und vier Einzelwölfe. Damit ist die Wiederansiedlung des Wolfes in Niedersachsen als erfolgreich zu werten, allerdings hat sich diese mittlerweile auch zu einem Konflikt zwischen Wolf und Mensch und zu einer besonderen Herausforderung im Bereich der Weidetierhaltung entwickelt. Die SPD Fraktion im niedersächsischen Landtag hat mit ihrem Ende Juli vorgelegten Positionspapier zu einem rationalen Umgang mit dem Wolf in Niedersachsen deutlich aufgezeigt, dass und wie wir ins Handeln kommen können und auch angesichts der Probleme vor Ort müssen.

Auch im Landkreis Stade zeigen sich die Konflikte zwischen Wolf und Mensch immer häufiger, die Wolfsrisse an der Elbe haben zugenommen und es war mir wichtig, den von Wolfsrissen direkt landwirtschaftlichen Akteueren die Gelegenheit für einen direkten Austausch zu den über Schutzmaßnahmen hinaus gehenden angedachten weiteren Handlungsoptionen zu geben, aber auch von ihren eigenen Problemen vor Ort zu geben. Landwirte und Weidetierhalter sind zunehmend mit wirtschaftlichen Belastungen durch Wolfsrisse konfrontiert, empfohlene Schutzmaßnahmen können teils durch örtliche Gegebenheiten und Vorgaben nicht flächendeckend umgesetzt werden. Gerade im Bereich des Küstenschutzes stehen insbesondere Schäfer mit ihren Tieren vor besonderen Herausforderungen, da bei wechselnden Weideflächen wolfssichere Zäune nicht vollständig einsetzbar und die Abgrenzung zum Wasser durch die Tiede nicht immer möglich ist. Gibt es keine Abgrenzung zum Wasser, werden bei einem Angriff die Schafe durch den Wolf oft ins Wasser getrieben und ertrinken dann. Offiziell gelten sie dadurch aber nicht vom Wolf gerissen – der Schaden ist für den Schäfer aber dennoch entstanden. Wenn nun jedoch aus Sorge vor dem Wolf immer weniger Schafe auf den Deichen weiden, ist auch der Küstenschutz massiv betroffen, da ohne die Beweidung die Deiche nicht verdichtet und gepflegt werden.

Diese Sorgen nehme auch ich und auch die SPD Landtagsfraktion sehr ernst. Populistische und unrealistische Scheinlösungen wie die Ausrotten des Wolfes, großflächige Zaunanlagen im ganzen Land oder das Negieren des Problems Wolf bringen uns hier nicht weiter. Der Wolf lebt in Niedersachsen und wird hier auch heimisch bleiben. Allerdingts leben in Niedersachsen mittlerweile so viele Wölfe , dass ein vernünftiges Bestandsmanagement zur Begrenzung der Zahl der Wölfe notwendig ist. Klare Regelungen im EU-Recht sind nun notwendig um in Niedersachsen ein regionales Bestandsmanagement zu ermöglichen.  Daher wird im Positionspapier gefordert, dass der Wolf als weniger bedrohte Tierart eingestuft wird und der Erhaltungszustand häufiger als bislang alle sechs Jahre ermittelt werden. In weiteren Schritten fordert das Papier einen umfassenden Vergleich aller nationalen Regelungen in der EU, um weitere passende Maßnahmen zu identifizieren und ein
transparentes Vorgehen sicherzustellen. Zusätzlich muss die Entnahme von Problemwölfen oder in temporären Brennpunkten von Wolfsangriffen schon jetzt einfacher ermöglicht werden. Hier kann der Bund mit der Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes die Grundlage legen.

Aber auch hier vor Ort kann bereits einiges dazu beigeragen werden, dass das Bestandsmanagement optimiert wird. Im Landkreis Stade sind allein im Jahr 2022 bei 9 Übergriffen durch den Wolf 35 Nutztiere gerissen worden. Das sind nur die gemeldeten und nachgewiesenen Fälle. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Jedoch ist ein vernünftiges Bestandsmanagement nur möglich, wenn valide Zahlen zur Population und zu Nutztierrissen vorliegen. Hier möchte ich noch einmal an alle Landwirte, Weidetierhalter und Schäfer den Appell richten, Risse und Sichtungen auch weiterhin zu melden. Auch die Bevölkerung möchte ich an dieser Stelle bitten, Wolfsrisse zu melden, da nur dann entsprechend reagiert und gehandelt werden kann.